Sie ist morgens die Erste, die aufsteht, abends die Letzte, die ins Bett geht. Sie hat keinen Urlaub, keinen freien Tag, kein Feierabend. Ein normaler Tag aus dem Leben eines Hausmädchens:
5:00 Uhr Aufstehen
5:10 Uhr Feuer anschüren
5:20 Uhr Wasser aufsetzen
5:30 Uhr heißes Wasser zum Duschen für die „Hauseltern“ bereitstellen
5:35 Uhr mit dem restlichen heißen Wasser Tee kochen
5:45 Uhr Frühstück richten
6:00 – 8:00 Uhr Geschirr vom Vortag abspülen/aufräumen
8:00 – 9:00 Uhr Boden wischen
9:00 Uhr beginnen mit dem Mittagessen, d.h. – Kartoffeln/Süßkartoffeln schälen und kochen – Aus dem Reis die Steine aussortieren und kochen – Bohnen, Erbsen, Soße kochen Das klingt zwar nicht so viel, dauert aber wirklich immer 3-4 Stunden bis es fertig ist! 14:00 Uhr Essen
15:00 Uhr abspülen
16:00 Uhr beginnen mit dem Abendessen
20:00 Uhr Essen
21:00 Uhr Abräumen und draußen aufräumen
22:00 Uhr schlafen
In den „Zwischenzeiten“ auch noch Wäsche waschen, natürlich von Hand! Hier hat fast jede Familie ein Hausmädchen, da man das alles auch alleine nicht bewerkstelligen kann. So hilft die „Hausmutter“ in der Regel auch mit, der Mann macht natürlich nichts! Zu Beginn war diese Sache mit dem Hausmädchen für uns sehr befremdlich, wir haben uns einfach unwohl gefühlt, uns so bedienen zu lassen. Die Hausmädchen schlafen in einem Raum neben der Küche, oder haben wenn es gut läuft ein kleines Zimmer im Haus. Sie essen alleine draußen in der Küche, oder, was für uns noch ein blöderes Gefühl war, sie warten, bis wir am Tisch fertig gegessen haben und essen dann von unseren gebrauchen Tellern das, was noch übrig ist. Und für das alles, bekommt ein Hausmädchen, je nach Kochkunst, umgerechnet 8 bis 10 € im Monat, auf dem Land auch mal nur 6€! Es hat lange gedauert, bis wir diesen Teil der ruandischen Kultur akzeptieren konnten. Und trotz dieser harten Bedingungen, haben wir bis jetzt immer nur äußerst fröhliche, offene und vergnügte Hausmädchen kennen gelernt. Meist gehen sie laut singend, auch gerne mal tanzend und gut gelaunt ihrer Arbeit nach. Die Institution des Hausmädchens hat zudem auch eine wichtige soziale Komponente hier: Oftmals sind die Hausmädchen Waisen, oder auch behinderte (z.B. taube) Mädchen, die so in Familien aufgenommen werden und dort Arbeit, Essen und einen Schlafplatz haben. Viele Familien versuchen auch dem Hausmädchen den Zugang zu den weiterführenden Schulen zu ermöglichen, indem sie die Schulgebühren für es bezahlen. Meist ist es so geregelt, dass das Mädchen erst ein Jahr in der Familie arbeitet und dann zur Schule gehen darf. Beides zur gleichen Zeit ist nicht möglich! Um ein Hausmädchen zu finden, wendet man sich oft an Bekannte oder Familien in der Nachbarschaft, die Töchter im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahren haben. Dann geht man zu den Eltern und fragt um Erlaubnis, ob die Tochter in seinem Haus als Hausmädchen arbeiten darf. Willigen die Eltern und die Tochter ein, so zieht das Mädchen zu der Familie, für die sie in Zukunft arbeitet. In der Regel bleibt es dort auch so lange, bis es Heiratet, eine eigene Familie gründet und wenn es gut läuft, dann auch selbst ein Hausmädchen hat. Aufgrund dessen, dass wir hier nur in Pfarrfamilien untergebracht waren, sahen wir vor allem die positiven Seiten, dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass das Hausmädchen in völliger Abhängigkeit der Familie lebt und diese Abhängigkeit eben auch missbraucht werden kann. Auch wenn wir in den letzten 4 Monaten zur genüge die Vorzüge und Bequemlichkeiten, die ein solches Hausmädchen mit sich bringt, genießen durften, ist es uns nach wie vor lieber, doch selbst den Spüllappen in die Hand zu nehmen.