In den nun schon fast drei Monaten, in denen wir hier in Ruanda sind, sind uns einige Sachen, passend zu diesem Sprichwort aufgefallen. Eine komische Sache ist, wie wir auch schon in dem Artikel zur Genozidgedenkwoche geschrieben haben, dieser Genozidsong, der hier immer noch überhall gespielt wirt und nach aller Kunst auch gerne fröhlich mitgesungen, mitgesummt oder mitgepfiffen wird. Obwohl das jetzt schon eine ganze Weile so ist, ist es für uns immer noch sehr komisch, so wie wenn alle in Deutschland zu einem Lied über den Holocaust tanzen würden! Eine andere Sache ist das Telefonieren: Während es bei uns als unhöflich gilt z.B. während des Essens ans Handy zu gehen, wird hier immer und überall telefoniert. Beim Essen, während einer Unterhaltung, sogar in der Kirche oder bei Gedenkveranstaltungen klingelt mal das Handy. Vibrationsalarm hält hier jeder für überflüssig! Am komischsten war eine Frau, die sich beim Friseur während des Haarewaschens von jemand anderem ihr Handy mit Lautsprecherfunktion vor den Mund hat halten lassen… Außerdem ist es hier überhaupt kein Problem immer und überall laut zu rülpsen. In der Schule während des Unterrichts ist das völlig normal, oder auch während des Essens, da gilt es sogar als Kompliment für die Köchin wenn man lauthals rülpst! Ganz anders als in Deutschland kann man hier in Ruanda niemanden sehen, der auf der Straße isst! Auch wenn man etwas zu Essen eingekauft hat, muss man es in eine Papiertüte (Plastiktüten sind hier verboten) packen. Dadurch wollen die Leute auf die Menschen Rücksicht nehmen, die sich so etwas nicht leisten können. Aber das befremdlichste ist wohl das, dass man hier auf der Straße eigentlich nie einen Mann mit einer Frau Hand in Hand gehen sieht. Es ist dagegen völlig normal, wenn zwei Männer oder zwei Frauen Hand in Hand gehen. Man muss sich also nicht wundern, wenn ein dich ein Bekannter auf der Straße an der Hand führt. Paradoxerweise ist jedoch Homosexualität hier nicht akzeptiert! Für unsere Begriffe fehlt vielen Leuten hier so etwas wie eine höfliche Distanz. So passiert es oft, dass jemand beim SMS schreiben mitliest, oder sich im Internetcafé hinter dich stellt und einfach mal zuschaut, was du so machst. Auch ist es kein Problem dir deinen Fotos aus der Hand zu nehmen und durchzuschauen. Direkte Frage von Fremden kurz nach der Begrüßung wie: -„Ist das deinen Schwester?“ -„Nein, wir sind verlobt!“ -„Ladet ihr mich ein zur Hochzeit?“ sind hier keine Seltenheit. Bei all diesen Dingen muss man aber auch dazusagen, dass es auf uns zwar manchmal unhöflich wirken mag, für die Leute hier aber überhaupt kein Problem darstellt, sondern eher die freuendliche Anteilnahme an deinem Leben! Ein anderes Beispiel dafür, wie unterschiedlich unsere Kulturen sind, zeigt sich bei Krankheitsfällen. Wenn du hier krank bist, dann kommen sämtliche Nachbarn, Freunde und die Familie und belagern dich regelrecht solange, bis du wieder gesund bist! Das kann für alle ganz lustig werden – außer für dich Willst du also, so wie in Deutschland eher deine Ruhe, wenns dir nicht so gut geht, solltest du keinem sagen, dass du krank bist! Ansonsten hier noch ein paar lustige Kleinigkeiten: Männer können hier keine kurzen Hosen tragen, oder mit überkreuzten Beiden da sitzen, da sie sonst erheblich an Respekt verlieren. Als Frau darf man nicht Pfeifen, da das hier als sehr anzüglich gilt. Einem Gast darf man niemals Wasser anbieten, das wäre eine Beleidigung, da hier Wasser benutzt wird, um Macheten zu schärfen. Lustigerweise ist es hier ein Kompliment, wenn man sagt: „Du wirst mal sehr fett werden!“ Oder: „Du hast wirklich einen dicken Hintern, toll!“